Ja und Nein. Dass Eckhart Schmidt den deutschen Film retten will ist schön. Seine Rezepte sind genauso hilflos wie die der anderen, die alle den deutschen Film retten wollen und sich dabei rettungslos verheddern (oder müsste man sagen: verretten?). Und seine Kritik ist – und da ist ihm Julius Hagen leider ähnlich – ein Rundumschlag nach dem Motto „Alles ist Mürbekeks“, was uns genauso weiterbringt wie das allgemeine Gezetere gegen „die da oben“ in der Politik.
Der deutsche Film leidet an zwei Faktoren, von denen einer nur schwer veränderlich ist. Der nämlich, dass wir uns so verdammt umständlich gerieren und bleierne Füße haben was eine frei spielende und parlierende und Salti drehende Erzählkultur angeht. Da hat der Hagen Recht. Meine Theorie dazu ist, dass es uns schon immer an Dramatikern gemangelt hat die „hands on“ waren – zu wenig Mark Twain, zu viel geklugscheissere a la „Faust II“. Und die, die es gekonnt hätten, haben die Nazis vertrieben und die fehlen uns immer noch. Und die, die wir noch hatten – Kästner z.B. – sind als banal runtergenotet worden von den Feuilletonhelden.
Wo Hagen Unrecht hat, ist mit den Porsche-fahrenden Produzenten. Erstens fährt fast fast kein Produzent einen Porsche und zweitens wäre mehr Porsche bei Produzenten vermutlich gesund für den deutschen Film, weil sie das verleiten könnte, auch mal inhaltlich auf’s Gas zu gehen und nicht nur einen verrosteten Oberstudienrats-Volvo mit doppelter Air-Bag-Armierung zu fahren. Wozu sie allerdings oft genug gezwungen werden. Weniger von den Förderungsgremien selbst, als von einer stillschweigenden Übereinkunft einer chronisch unterfinanzierten Branche in der Abweichung flugs zur Existenzvernichtung führen kann.
Ich finde, dass Genreversuche, wie vor einiger Zeit der exquisite Mistery-Thriller „Hell“ aber schon Schritte in die richtige Richtung andeuten, während die „Berliner Schule“ sich vielleicht darauf konzentrieren sollte, protestantische Erbauungshörspiele zu machen, statt Leinwände zu verstopfen. Am Rand tut sich was.
Wenn es in Deutschland dann irgendwann gelingen sollte, das Äquivalent zu einem verrückten, gegen alle Regeln gehenden, märchenhaften Indy-Film wie „Beasts of the Southern Wild“ herzustellen, mach ich eine Springprozession um die Babelsberg-Studios. Vor allem, wenn dort z.B. mal die Grimm-Stoffe so konsequent gegen den Strich gebürstet gedreht würden, wie das bei „Snowwhite and the Huntsman“ der Fall war. Machen wir nicht? Wie bitte?! Deutsche Erzählkultur vom Deutschesten und wir lassen uns mal wieder von den amerikanischen Kollegen zeigen, wie man es machen könnte? DAS ist das Problem.
Und, ja, an einem Punkt hat der Eckhart Schmidt ja auch Recht: Wenn wir wieder eine filmische Erzählkultur hätten, in der ein „Raumschiff Orion“ möglich würde – dann renne ich auch noch um die Bavaria rum….